Jahresbericht 2023
apetito Jahresbericht 2023

Den Tisch gemeinsam grüner denken

Das Ernährungssystem verursacht weltweit ein Drittel aller Treibhausemissionen. Fleisch und Fleischprodukte sind besonders klimaschädlich. Das haben wir im Rahmen unserer eigenen Klimabilanz eindrucksvoll nachweisen können. Rund 40 Prozent unseres eigenen CO2-Ausstoßes wird entlang der gesamten Wertschöpfungskette durch die Lebensmittelherstellung der von uns servierten fleischhaltigen Gerichte verursacht. Um diesen großen „Fußabdruck“ zu verkleinern und damit wirkungsvoll Klimaschutz zu betreiben, haben wir die Initiative „Den Tisch gemeinsam grüner denken“ ins Leben gerufen.

„Wir möchten unsere Kundinnen und Kunden mit Information, Unterstützung und mit richtig leckeren pflanzenbasierten Alternativgerichten für eine Reduzierung ihres Fleischkonsums begeistern.“
Thomas Reich
Nachhaltigkeitsmanager für die apetito AG

Es ist mit Blick auf Ressourcenschonung und Klimaschutz unumgänglich, weniger Fleisch zu essen. Und die Menschen stellen sich bereits mehr und mehr darauf ein: Laut einer forsa-Studie im Auftrag der AOK würden sich rund zwei Drittel der deutschen Bevölkerung gern nachhaltiger ernähren und jede zweite Person kann sich vorstellen, dass vegane oder vegetarische Gerichte den Speiseplan bereichern könnten.

Heute mal ohne Fleisch?

Interview mit Angela Koch, Abteilungsleiterin Marketing Kommunikation B2B

Über die Ernährung der Zukunft wird heiß diskutiert – politisch wie gesellschaftlich. Gerade hat der Bürgerrat des Deutschen Bundestags dazu seine Empfehlungen abgegeben. Mit Blick auf den Klimaschutz steht dabei die Forderung nach reduziertem Fleischkonsum im Fokus. Doch fast 40 Prozent der Deutschen essen vier bis fünf Mal pro Woche oder fast täglich Fleisch. Das wird schwierig, da etwas zu bewegen, oder?!

Angela Koch: Kaum etwas ist so schwer, wie von Gewohntem wegzukommen. Auf dem Weg zu Verhaltensänderungen möchten wir die Menschen deshalb aktiv mitnehmen. Fleischarme Ernährung ist gut fürs Klima und besser für die eigene Gesundheit. Dazu möchten wir sensibilisieren und informieren. Laut forsa ist nur jedem vierten Erwachsenen in Deutschland bewusst, dass weniger Konsum tierischer Produkte wie Fleisch und Milchprodukte die Umwelt- und Klimabelastung reduziert.

 

Eigentlich müssten dann viel mehr umsteigen. Vermutlich möchten die meisten aber auf nichts Gewohntes verzichten, oder?

Angela Koch: Nun, ich sehe das anders. Es geht ja nicht um Verzicht, sondern um eine positive Bereicherung des Speiseplans. Wir wollen niemandem etwas wegnehmen. Aber Fleisch ist ja nicht alternativlos. Nicht mal geschmacklich. Wir haben das bei unseren Workshops in Senioreneinrichtungen gesehen. Gerade den älteren Menschen fällt die Vorstellung besonders schwer, weniger Fleisch zu essen – deshalb sind wir genau dorthin gegangen. In Kitas und Schulen sind die überwiegend pflanzlichen Gerichte bereits gelebte Praxis.

 

Die Rinderroulade mit Kartoffeln und Apfel-Rotkohl ist seit Jahren eines der beliebtesten apetito Gerichte der Seniorinnen und Senioren.

Angela Koch: Ja, das stimmt. Und als wir vor Ort informiert und vor allem verköstigt haben, kamen auch das vegetarische Filet Amande, die Erbsenlieblinge und der Grillkäse auf mediterranem Gemüse super an.

 

Sie haben also gezeigt, dass Fleischverzicht nicht weniger Genuss bedeutet?

Angela Koch: Genau. Wir haben gesehen, dass es wichtig ist, ins Gespräch zu kommen, über die ja auch gesundheitlichen Vorteile zu informieren und dann unseren Kundinnen und Kunden auch zu ermöglichen, mit leckerer vegetarischer Ernährung weniger Fleisch zu konsumieren. Es ist ja etwa bei den Seniorinnen und Senioren oft so, dass es für diese durchaus nicht selbstverständlich war, dass jeden Tag Fleisch auf den Teller kam. Aber das wird auch schnell zur Gewohnheit. Deshalb wollen wir mit „Den Tisch grüner denken“ informieren, sensibilisieren, Fleischkonsum bewusster gestalten – aber vor allem neugierig machen und unsere Kundinnen und Kunden geschmacklich von den Alternativen begeistern. Die Kampagne läuft seit dem Frühjahr 2023 und ist auf drei Jahre angelegt.

 

Steigt denn auch in der Betriebsgastronomie die Nachfrage nach rein pflanzlichen Gerichten?

Angela Koch: Ja, in der Gemeinschaftsverpflegung insgesamt – vor allem in der Betriebsgastronomie ist das ein ganz klarer Trend. Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine stärker pflanzenbetonte Ernährung oder fragen diese aktiv nach.

Mit um die 16 Millionen Tischgästen pro Tag ist die Gemeinschaftsverpflegung ein echter Gamechanger für den Wandel zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung. Wenn sich da was bewegt, hat das deutliche Auswirkungen in die gesamte Gesellschaft hinein. Nicht umsonst hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) ihre Qualitätsstandards verändert.  Für eine vegane Kost bei der Verpflegung in Betrieben, Behörden und Hochschulen werden mit JOB&FIT erstmals und im bisher einzigen DGE-Standard die entsprechenden Kriterien definiert.